Wo einst die Bären wohnten – von Bad Herrenalb nach Marxzell
Auch für heute ist wieder hochsommerliches Wetter angesagt, weshalb wir wieder frühzeitig starten. Es geht dort los, wo wir gestern aufgehört haben – nämlich am Bahnhof in Bad Herrenalb. Hier geht’s direkt in den Wald und dort mächtig aufwärts bis wir den gekennzeichneten Weg erreicht haben.
Dieser führt unterhalb des Falkensteinfelsen vorbei – dem örtlichen Kletterparadies mit spannenden gekennzeichneten Routen (61 !) am Fels. Um brütende Vogelarten wie Kolkraben und Wanderfalken zu schützen, ist das Klettern hier vom 01.01. bis 30.06. generell untersagt. Wir steigen hinauf zum Falkensteinfelsen und genießen dort von der Aussichtsplattform den Ausblick auf Bad Herrenalb und unsere gestrige Tour.
An einer Linkskurve, ca. 5 min nach dem Falkenstein geht ein kleiner unscheinbarer Pfad links nach oben – wieder ist die Markierung und der Richtungspfeil nur schwer zu erkennen. Ein Glück, dass unser Blick mittlerweile geschärft ist und wir bzgl. Wegzeichen achtsamer geworden sind. Es fühlt sich an wie eine Schnitzeljagd in jungen Jahren, damals als die Pfeile noch mit Sägemehl gezeichnet wurden und die Spur oftmals verwischt und nicht erkennbar war…
Der Weg geht durch Brennnesseln und Dickicht, die Zecken lassen grüßen und ein Weg ist nur bedingt erkennbar, passend zum Titel der Tour „Albtal-Abenteuer-Track“.
Leider ist die Freude von kurzer Dauer, denn schon bald befinden wir uns wieder auf einem Forstweg und müssen der Vormittagshitze standhalten. Wir quälen uns aufwärts auf wenig spektakulären Wegen mit wenig Wald und viel direkter Sonne und kommen nach zwei Stunden an eine Hütte, deren Bank im Schatten zu einer ersten Pause einlädt.
Wir befinden uns ca. 10 Höhenmeter unterhalb des Mauzensteins und nehmen jetzt Kurs auf den Bernstein (693,5 m), der nichts mit dem schönen Schmuckstein zu tun hat. Die Wortsilbe „Bern“ wird nämlich vom althochdeutschen Wort „bero“ abgeleitet und bedeutet „Bär“.
Im Nordschwarzwald sollen bis ins Spätmittelalter Bären heimisch gewesen sein.
Der weitere Weg bis zum Bernstein gleicht wieder einer Wanderautobahn, teilweise wandern wir sogar auf geteerten Wegen. Nach dem tollen Start heute früh, hat das Abenteuerfeeling gewaltig nachgelassen und es macht überhaupt keinen Spaß – die Hitze heute tut ihr übriges dazu.
Die letzten Meter jedoch zum Bernstein lassen den Frust und die Hitze vergessen, wir wandern im Schatten der Bäume auf sandigem Untergrund, mit Natursteinen vor langer Zeit gepflastert und befinden uns auf dem historischen Grenzweg, der Württemberg von Baden trennte.
Der Bernstein selbst ist allemal einen Ausflug wert. Uns erwartet ein richtiges Gipfelkreuz und der Blick reicht ins Murgtal, zur Hornisgrinde, zum Fremersberg bei Baden-Baden, in die Rheinebene und an klaren Tagen bis in die Vogesen und die Pfalz. Ein toller Platz für eine längere Pause, sogar eine Feuerstelle gibt es.
Direkt hinter der Feuerstelle führt uns ein wunderschöner Pfad steil bergab und wir erreichen leider nach wenigen Minuten bereits wieder den Forstweg. Wir sind glücklich, dass wir diesen bereits nach wenigen Metern wieder verlassen, den Forstweg abkürzen und einem Steig nach unten folgen dürfen, vorbei am Karl-Schwarz-Brunnen (Ursprung des Michelbachs), an dem wir ohne Kennzeichnung wahrscheinlich vorbeigelaufen wären.
Wir erreichen wieder den Hauptweg und zu unserer Überraschung folgen wir diesem aufwärts (!) und haben das Gefühl, alles was wir gerade querfeldein als Abkürzung gegangen sind, jetzt auf dem offiziellen Weg wieder nach oben zu wandern. Tatsächlich, bald befinden wir uns wieder auf dem historischen Grenzweg und bevor wir die Stelle erreichen, an der wir zuvor die „Abkürzung“ genommen haben, biegen wir auf einen anderen Forstweg ab – um kurz danach auf der anderen Seite des Mauzensteins zu stehen.
Eine sinnlose Runde, wäre auch kürzer gegangen.
Wir werden das Gefühl nicht los, dass diese Schliefe nur den Zweck hatte, etwas mehr Kilometer auf den Tacho zu bekommen.
Wir nehmen Kurs auf Bernbach und steigen auf dem „Bernbacher Steigle“ abwärts, der Weg macht wieder Spaß. Wenig später passieren wir den oberen Ortsrand von Bernbach, wo leckere wilde Kirschbäume am Wegesrand zum Kirschen essen einladen. Direkt nach einem Wanderparkplatz biegt der Track rechts ab durch die Wiese, wir queren die Straße und machen mal wieder einen sinnlosen Bogen, weil wir eine Streuobstwiese zuerst nicht queren wollten, doch dann mangels weiterer Wegzeichnung genau durch jene Wiese gehen müssen, um wieder auf den GPS-Track und einen Weg zu gelangen.
Der Abstieg nach Frauenalb ist abwechslungsreich, immer wieder kurze schöne Steige, doch der Großteil des Weges verläuft auch jetzt auf Forstwegen. Für die Besichtigung der Klosterruine Frauenalb sollte man unbedingt Zeit einplanen.
Im noch verbliebenen Landgasthof gibt es köstliche Gerichte und es lohnt sich, dort die Mittagseinkehr zu machen, zumal die Möglichkeit besteht auch ab hier mit der S-Bahn zurück nach Bad Herrenalb zu fahren.
Wir entschließen uns die letzten vier Kilometer nach Marxzell zu wandern und haben diese Entscheidung nicht bereut: Die Strecke ist herrlich und verläuft im Wald oberhalb des Alblaufs auf einem unbefestigten Pfad bis fast zur S-Bahn-Haltestelle.
Weglänge und Beschaffenheit
Streckenlänge: Unsere Variante der zweiten Etappe, quasi Etappe 2-, startet in Bad Herrenalb am Bahnhof und endet in Marxzell an der S-Bahn-Station. Da wir ca. 4 Km des Anfangs der Etappe 2 bereits an die Etappe 1 angehängt hatten kommt diese Variante auf rund 22 Km.
Höhenmeter: ca 730 Hm im Aufstieg und ca. 820 Hm im Abstieg
Schwierigkeitsgrad: leicht, jedoch sind die Abstiege recht steil und sollten insbesondere bei Knieproblemen nicht unterschätzt werden.
Gesamtanstieg: 846 m
Gesamtabstieg: -937 m
Fazit Albtal-Abenteuer-Track:
Wer sich frei machen kann von dem Abenteuer-Gedanken, der hat zwei schöne Wandertage im Nordschwarzwald. Insbesondere Tag 1 ist anspruchsvoll und abwechslungsreich, landschaftlich immer ein Genuss. Die Strecke an Tag 2 würde ich im Nachhinein abkürzen, indem ich die eine oder andere Feldwegschleife (insbesondere die um den Mauzenstein) weglasse. Auf keinen Fall darf man jedoch den Bernstein und Kloster Frauenalb auslassen.
Auf Etappe 1 gibt es die Möglichkeit auf halber Strecke den Bus zurück nach Bad Herrenalb zu nehmen, was sich besonders für Familien mit kleinen Kindern empfiehlt.
Durch die Beschreibung und die Fotos auf der homepage der Tourismusgemeinschaft Albtal plus e.V. hatten wir hohe Erwartungen, die nicht erfüllt werden konnten. Es gibt genau eine Seilstelle und eine Bachquerung, beides mäßig spektakulär.