Am nächsten Morgen, wie auch am Morgen darauf, werden wir vom Blöken der Ziegen und Schafe geweckt. Das Meer liegt ruhig und friedlich da. Ein glückliches Leben kann manchmal wirklich so einfach sein. Frühstück am Strand, Rucksäcke gepackt und ab in die Wanderschuhe.
Tagsüber laufen und klettern wir von Zwischenziel zu Zwischenziel. Immer mit dem Gedanken beim nächsten Schritt. Ich lerne langsam Vertrauen in meine Wanderschuhe zu haben. Setze ich die Sohle ganz flach auf einen steilen Stein, hält mich der Schuh durch die Reibung ganz mühelos. Eine besondere Herausforderung für mich stellen die Abstiege dar.
Wäre ich Oberschnüffler Oswald („Oberschnüffler Oswald“ von Christian Bieniek) würde ich wohl nun anmerken, dass ich von Natur aus eben ein Aufsteiger, und kein Absteiger, bin…. Die Detektivkarriere ist an mir jedoch vorbeigegangen und so muss ich mich den Abstiegen stellen.
Ein Abstieg ist mir besonders in Erinnerung geblieben:
Wir sind mal wieder fernab des Pfades unterwegs. Ich bin inzwischen am Ende der Gruppe, und versuche geduldig Marcus Spur zu folgen. Der Abhang, den wir bezwingen, ist eine steile Geröllwand, die mit stacheligen Sträuchern und dicken Spinnen übersät ist. Festhalten können wir uns hier nirgends. Der Blick nach unten macht mir nochmal deutlich, dass wir einen langen Weg vor uns haben. Würde ich mich zu weit nach vorne lehnen, würde ich wahrscheinlich den Berg bis zum Meer hinunterkugeln. Wäre schneller, aber ….
Der Trick sicher unten anzukommen, ähnelt einem Slalomlauf beim Skifahren. In Schlangenlinien schleichen wir den Abhang nach unten. An einer Stelle wachsen keine Büsche mehr, die das Geröll halten könnten. Hier rutschen wir wie beim Abfahrtslauf einfach mit den Steinen den Abhang hinab. Als ich die erste Beunruhigung überwunden habe, macht dies sogar recht viel Spaß.
Ich bin jedoch heilfroh, als wir endlich unten ankommen. Meine Oberschenkel brennen und mein Puls rast. „Tal heil.“
Immer wieder kommen wir auf unserem Weg an schönen Buchten mit türkisblauem Wasser vorbei. Es ist eine Wohltat, sich in dem glasklaren Meer abzukühlen. Fernab von Touristenstränden.
Leider entdecken wir immer wieder auch Buchten, in welche die Strömung Müll – von der Plastikflasche bis hin zum Volleyball – gespült hat. Dieser Anblick ist jedes Mal wie ein Dorn im Auge oder ein Klecks auf einem schönen Bild. Doch hier können wir uns wahrscheinlich alle an die eigene Nase fassen und in Zukunft besser auf unsere Umwelt achten. Zu unserer Reise gehören aber auch diese Strände dazu und werden deswegen nicht, wie in einem Urlaubskatalog, wegretuschiert.
Am Ende eines jeden Tages fühlt sich mein Körper erschöpft an. Aber es ist ein gutes und zufriedenstellendes Gefühl. Ich freue mich auf das Abendessen und eine erholsame Nacht.