Der sechste Tag unseres Urlaubs ist von Spiritualität geprägt. Damit meine ich nicht nur unser Laufen, welches einer Meditation gleicht, sondern auch die Begegnung mit dem christlichen Glauben auf Kalymnos. Unser erstes Etappenziel ist eine kleine Kapelle am Wegesrand.
Wie auch viele andere Kirchen auf der Insel ist sie in strahlend weiß-blauer Farbe angestrichen. Obwohl die Kapelle in großer Entfernung zu einer Straße steht, glänzt die Farbe wie neu. Der christlich-orthodoxe Glaube scheint auf der Insel eine große Rolle zu spielen. Nach einem weiteren Stück Weg erreichen wir ein Frauenkloster. Das Kloster liegt in einer Bucht und ist nur über den Seeweg oder zu Fuß auf einem schmalen holprigen Pfad erreichbar.
Im Klostergelände lässt sich ein Gemüsegarten, zwei Kirchen und Windrad erkennen. Ich nehme an, dass die Nonnen hier autark leben können. Für mich ist es unvorstellbar, ein Leben lang an einem so abgeschiedenen Ort zu wohnen.
Dennoch birgt es einen gewissen Reiz. Der Reiz, kaum Reize von außen zu bekommen und ganz bei sich zu sein.
Für Menschen, die sich voll und ganz Gott und der Spiritualität zugeschrieben haben, kann eine solche Abgeschiedenheit bestimmt genau das Richtige sein. Ich habe großen Respekt vor allen, die ein solches Leben gewählt haben. Unser Weg führt uns aber glücklicherweise vorbei am Kloster.
Die Landschaft hier erinnert mich an Bilder, die ich von Küstenklippen in Großbritannien gesehen habe. Heute ist es windig und auf dem Meer können wir zwei Segelschiffe erkennen. Die frische Brise ist angenehm. Der Weg ist gut zu gehen, fordert aber dennoch Aufmerksamkeit.
Zwischendurch gibt es kleinere oder größere Stellen, an welchen wir uns von Felsen abseilen. Unser Tagesziel ist ein weiteres Kloster. Dieses Kloster sieht von außen prunkvoller aus als das Frauenkloster und liegt direkt an einer Straße. Da der Bruder unseres Taxifahrers als Mönch in diesem Kloster wohnt, haben wir die Ehre das Kloster von innen zu sehen.
Wir Frauen bekommen lange Röcke, die wir über unsere kurzen Wanderhosen ziehen.
In dem Klosterkomplex befindet sich eine sehr alte orthodoxe Kirche. Vor wenigen Jahren war die Kirche niedergebrannt und komplett restauriert worden. Die komplette Decke ist von handgemalten Gemälden bedeckt. Der Altar besteht aus geschnitztem Holz. Kleine Figuren und Säulen, die wie Wendeltreppen zur Decke hinaufragen, zieren den Altar. Ich bin beeindruckt, mit wie viel Liebe für das Detail hier gearbeitet wurde. Die Atmosphäre und das Klima im Kloster sind sehr angenehm.
Uns werden Kekse und Wasser angeboten. Wir bedanken uns für die Gastfreundschaft. Dennoch bin ich froh meinen Rock nach dem Besuch wieder ablegen zu können.