Höhentrauma oder klappt die Höhenanpassung?

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Nach vier spannenden Tagen, in denen wir mehrere Klöster im Industal besichtigt und dadurch viele interessante Einblicke in die buddhistische Kultur bekommen haben, geht es endlich los.

Wir fahren bis nach Lamayuru und starten dort unseren Trek. Am ersten Tag warten entspannte 11 km Wegstrecke auf uns und wir überqueren unseren ersten Pass, den Prinkti La mit 3.700 Metern. Im ersten Abstieg geht es steil hinunter bis nach Wanla. Die letzten Kilometer ziehen sich langwierig und langweilig an der Straße entlang, doch unser erster Übernachtungsplatz entschädigt für alles:

Wir zelten inmitten von Obstbäumen und der rauschende Fluss lädt zu einem ersten kühlen und erfrischenden Bad ein.

Am zweiten Tag wandern wir etwas gelangweilt an der Straße entlang und wir erfahren, dass man die Strecken von Tag 1 und 2 auch mit dem Auto hätte zurücklegen können. Doch aufgrund der langsamen Höhenanpassung wurde für unsere Gruppe die Wandervariante ausgesucht – was sich in den kommenden Tagen als sinnvolle Option erweist. Wir schlagen unser Lager in Angshang (3.900 m) auf.

Ein erster Test der Höhenanpassung

Heute, an Tag 3, steht der Konzke La (La = Pass) mit knapp 4.900 m auf dem Programm. Wir starten in Angshang und es geht vier Stunden bis zur Passhöhe bergauf. Ich realisiere, dass ich ein Höhentrauma habe, das ich besiegen möchte: Sowohl am Ruwenzori als auch am Mt. Kenia war diese Höhe für mich kritisch und ich hatte mich beide Male ziemlich besch…. gefühlt.

Laut Messung liegt mein Sauerstoffgehalt bei 98% und mein Puls bei 65 – wenn das mal kein gutes Zeichen ist.

Wir starten kurz nach 8 Uhr und die Sonne lugt bereits über den Berg, so daß es schon in der Frühe mächtig heiß ist. Es geht stetig bergauf, die Steigung ist gut machbar und bald haben wir die ersten 500 Höhenmeter hinter uns. Ich höre und fühle in mich hinein – keine Kopfschmerzen, keine Übelkeit und auch kein Kraftverlust erkennbar. Die Sonne hat sich mittlerweile hinter den Wolken verzogen, so dass es sich leichter aufsteigen lässt. Das steilste Stück des Tages liegt vor uns: es geht über Schotter durch eine Schlucht. Hier war anscheinend bis vor 10 Jahren noch alles vom Eis bedeckt.

Die Gletscher haben sich auch hier zurückgezogen

Dann biegen wir ab und sehen das erste Etappenziel – die Passhöhe – hoch über uns. Der Pfad schlängelt sich sichtbar in Serpentinen am Hang entlang nach oben. Nach einer Pause gehe ich mit Marcus und den beiden Küchenjungs voran – unser Tempo ist zügig, doch der Höhe angepasst und wir lassen den Rest der Gruppe weit hinter uns. Pausen machen wir nur noch, um schnell einen Schluck Wasser zu trinken. Das Tempo ist super, ich komme nicht außer Atem, mein Rucksack fühlt sich noch immer leicht an, meine Beine machen nicht schlapp und mein Kopf ist völlig klar. Es ist ein Traum – ein Aufstieg ohne Mühen und ohne Beschwerden.

Ein Aufstieg wie aus dem Bilderbuch. Ein Aufstieg, den ich Schritt für Schritt genieße!

Oben angekommen weine ich Freudentränen und schreie meine Freude raus – es geht also doch: 4.900 Meter ohne höhenkrank zu sein. Mein Körper, ich, schaffe es doch. Ich kann wieder an mich und meine Höhentauglichkeit glauben. Mein Ehrgeiz ist geweckt und ich freue mich schon jetzt auf die beiden Gipfel, die uns erwarten.

Ich stehe auf der Passhöhe und habe überschüssige Energie – unfassbar.

Mit dem Rest der Gruppe kommen auch Wind und Regen und es wird sehr ungemütlich da oben, so dass wir uns zügig an den Abstieg machen. Steil geht es hinunter, doch ich nehme den Weg leichtfüßig und gut gelaunt. Durch Lavendelfelder geht es weiter abwärts bis wir unser nicht ganz so schönes Camp erreichen: Es ist windig, kühl und ungemütlich. Dennoch gönne ich mir eine erfrischende Katzenwäsche am Fluss, während sich alle anderen erstmal ausruhen.

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