Alle Namen im Gebiet sind schottischen Ursprungs, da die Schotten hier die ersten europäischen Siedler waren; so bedeutet auch das gälische Wort „burn“ Bach und der Route
Burn ist ein kristallklarer, türkisfarbener Gebirgsbach, der durch eine Schlucht und nach kurzem Tal in den Dart River fließt. Letzterer mündet bei Glenorchy in den Lake Wakatipu.
Die Wetterprognose ist ziemlich schlecht!
Schon bei unserer Anreise von Queenstown entlang des Sees verdunkelt sich der Himmel und eine geschlossene Wolkendecke begrüßt uns am Ausgangspunkt der mehrtägigen Wanderung (Routeburn Shelter 458 m).
Mit gewohnt schweren Rucksäcken – Schlafsack und Proviant für zwei Tage neben der üblichen Ausrüstung – machen wir uns also auf den Weg. Doch die großartige Szenerie entlang des rauschenden Baches inmitten des Regenwaldes mit vorherrschend immergrünen, endemischen Südbuchen (auch Scheinbuchen oder Silberbuchen genannt) durch die Routeburn-Schlucht lässt keine negative Stimmung aufkommen.
Routeburn Falls Hut ausgebucht!
Nach zahlreichen kurzen Fotostopps und in beschaulichem Tempo ist nach etwas mehr als 1 ½ Stunden die Routeburn Flats Hut (700 m) erreicht. Für 6 von unserer 10 Teilnehmer umfassenden Hauser-Gruppe ist damit schon das Tagesziel geschafft, da die auf 970 m gelegene Routeburn Falls Hut schon lange ausgebucht ist und nur noch unsere beiden Ehepaare aufnehmen kann. Die Zurückbleibenden haben für heute wohl das bessere Los gezogen, denn unsere Hütte ist bei weitem nicht voll belegt, sodass es hier viel ruhiger zugeht. Und noch dazu legt sich der einzige schwere Schnarcher auf Anraten der sehr netten jungen Rangerin Alice in den Gastraum, womit allen eine gute Nachtruhe gesichert ist.
Der „Trennungsschmerz“ hält sich überdies in engen Grenzen, denn wir sind eine eher inhomogene Gruppe – heterogen wäre wohl ein neuseeländisches Understatement.
Hans, unser Marathonmann motiviert noch die beiden Münchner Ina und Jens zu einem ausgedehnten Marsch ohne Rucksack, dafür aber in forciertem Tempo bis hinauf zum Harris Saddle (1.255 m). Seine Argumentation ist, am nächsten Tag würde es ja regnen und uns einnebeln, damit wäre fotografieren nur bedingt möglich. Wir übriggebliebenen drei erkunden etwas die Umgebung der Hütte, kommen aber nicht weit, da der Bach hier zwar ruhig fließt, aber über einen ½ Meter tief ist und es nirgends einen Steg gibt.
Allerdings kommt es oft anders als man denkt:
Der nächste Tag bricht wohl noch stark bewölkt an, bald blinzelt aber die Sonne hervor und es ist ausgesprochen warm – eine typische Föhnlage kündigt sich an und vertreibt immer mehr die Regenwolken.
Otto, unser ältester Teilnehmer (66), hat es am Morgen immer eilig und macht sich als erster auf den Weg. Die in Wien lebende Steirerin Michaela und ich folgen bald, gehen aber eher gemächlichen Schrittes in einer Stunde durch den Wald hinauf zur nächsten Hütte.
Die beiden Ehepaare sind inzwischen schon über alle Berge, denn Christian, der dominante Achttausender-Bezwinger hat sie in Erwartung des Schlechtwetters verleitet, schon mit Stirnlampe einen Teil der Wanderung zu absolvieren! Natürlich hetzt er nur allein auf den Conical Hill (1.515 m) vom Sattel aus …
Für mich gibt es nun kein Halten mehr:
Über der Waldgrenze und in von unseren Alpen sehr vertrauter, glazial überprägter Landschaft strebe ich rasch bergauf, vorbei an den schäumenden Katarakten des Baches ins weite Kar, dann entlang einer Felswand wieder steiler schon über dem dunklen Lake Harris.
Knapp vor dem Sattel hole ich Otto fast ein, rufe ihm noch zu, er hätte ja mit mir auf den Aussichtsberg steigen können, doch er biegt schon um die nächste Ecke. Das Wetter ist stabil und es gibt noch genügend Zeit; nach etwa einem Drittel am steinigen Anstieg lasse ich den Rucksack in den Felsblöcken zurück und steige nun erleichtert auf den Conical Hill.
Dieser Abstecher zahlt sich bei entsprechender Sicht wirklich aus!
Am Rückweg treffe ich die drei, die sich diese Extratour ebenfalls nicht nehmen lassen, auch wenn sie noch vom Vortag etwas müde sind. Der Weiterweg vom Sattel entpuppt sich nun als Höhenweg und hier begegne ich recht vielen Einheimischen in unterschiedlich großen Gruppen; nur anfangs geht es etwas bergab, dann steigt der Pfad wieder stetig an. Schließlich hole ich Michaela ein, die auch am Weg viele Fotos geschossen hat.
An einer Biegung sehen wir erstmals hinunter ins nächste Kar und zum grünen Lake Mackenzie (889 m).
In weiten Kehren steigen wir ab und passieren noch ein dichtes Buchenwäldchen, das ich spontan als verwunschenen Wald bezeichne.
Die Terrasse der Mackenzie Hut lädt zum Verweilen ein, es ist gerade 13 Uhr und wir genießen die Mittagsrast in der wunderschönen Umgebung in vollen Zügen. Trotz nahem Wald und See scheinen auch die lästigen Sandflies ein Erbarmen mit uns zu haben und stören unsere Siesta nicht im Geringsten – oder hatten sie heute schon genügend Wanderer als Opfer?
Gestärkt und frohen Mutes nehmen wir das letzte Teilstück für heute in Angriff; doch auch der nächste Abschnitt hat es noch einmal in sich: bald geht es wieder aufwärts (ca. 150 HM) und der Steig verlangt wegen der zahlreichen Felsplatten und Steine wieder volle Konzentration. Kleine Seitentäler münden noch ein und Bäche sind zu überqueren.
Ganz unerwartet stehen wir schließlich vor einem weiteren Höhepunkt, den 174 m hohen Earland Falls
Wir sind froh, diesen doch recht anspruchsvollen Abschnitt bei trockenem Wetter passieren zu können und erreichen nach weiteren 2 ½ Stunden den Lake Howden mit seiner alten Hütte, in der wir übernachten. Hier empfangen uns freilich auch wieder einmal die Sandfliegen und lassen uns rasch in die wenig gemütlichen Räume flüchten.
Am nächsten Morgen hat uns das schlechte Wetter doch noch erwischt, aber der leichte Nieselregen regt uns auf dem bequemen Waldweg hinunter zum Pass (The Divide) nicht mehr wirklich auf.
Wir sind, wenn auch sehr müde nach einer schlechten Nacht, vor allem dankbar über die vielen schönen Eindrücke entlang des Routeburn Tracks.
Noch einige harte Fakten:
Reine Gehzeiten: 1. Tag: 250 HM – 1 ½ Std.
2. Tag: 1200 HM – 7 ¼ Std.
3. Tag: 100 HM – 1 Std.
Ratsam: nur eine Nächtigung in einer DOC – Hütte (staatliches Department of Conservation) am besten in der Routeburn Falls Hut (970 m), lange Vorausbuchung nötig (!), da dieser Walk auch unter Neuseeländern sehr beliebt ist; evtl. aber auch Übernachtung in den privaten Lodges direkt neben der Routeburn Falls Hut oder Laker Mackenzie Hut (kein Schlafsack nötig, Service, etc. – Näheres nicht bekannt)
Empfehlenswerte Literatur:
-
-
- Rother Wanderführer Neuseeland: Die schönsten Wanderungen und Trekkingrouten. 63 Touren mit GPS-Daten.
- Neuseeland – Paradies im Pazifik, National Geographic, 2012
- NZ Topo Map 1: 50 000, vollständig im Internet abrufbar unter https://www.topomap.co.nz
-